Grenzen setzen und Nein sagen lernen – „Die Grenzenübung“

Sind Sie ein Ja-Sager?

  • „Na klar kann ich für den Kuchenverkauf im Kindergarten eine Torte backen.“
  • „Natürlich mache ich Überstunden, damit das Projekt termingerecht fertig wird.“
  • „Selbstverständlich kann ich den ganzen Samstag bei deinem Umzug helfen.“

Erkennen Sie sich in diesen Aussagen wieder? Dann gehören Sie vielleicht zu den typischen Ja-Sagern. Zu diesen hilfsbereiten Menschen, die anderen keine Bitte abschlagen, obwohl sie sich dann selbst und ihre Bedürfnisse ganz hinten anstellen müssen. Und eigentlich Nein sagen möchten.

Ziel: lernen, Grenzen zu setzen

  • Durch diese Übung werden Sie lernen, Ihre persönlichen Grenzen zu erkennen und bestimmt Nein zu anderen zu sagen.
  • Dies wird Ihnen helfen, sich selbst mehr zu respektieren und innere Stärke zu entwickeln.
  • Gleichzeitig werden Sie damit Ihr Wohlbefinden und gesündere Beziehungen fördern.

„Ihr Nein ist genauso wichtig wie Ihr Ja.“

Übung: Nein sagen lernen

  1. Reflexion
  2. Selbstanalyse
  3. Vorbereitung auf die Situation
  4. Visualisierung
  5. Anwendung

1. Reflexion

  • Denken Sie über Situationen nach, in denen Sie Schwierigkeiten haben, Nein zu sagen und Grenzen zu setzen.
  • Notieren Sie sich eine konkrete Situation, die Ihnen besonders schwerfällt.

2. Selbstanalyse

  • Überlegen Sie, warum es Ihnen in dieser Situation schwerfällt, Nein zu sagen.
  • Schreiben Sie diese Gründe auf.

Folgende Beispiele können Ihnen als Anregung dienen.

Angst vor Ablehnung

  • Sorge, von anderen abgelehnt oder ausgeschlossen zu werden
  • Furcht, Freundschaften oder Beziehungen zu verlieren

Wunsch, anderen zu gefallen

  • Bedürfnis, von anderen gemocht und geschätzt zu werden
  • Glaube, dass Zustimmung zu Beliebtheit und Anerkennung führt

Schuldgefühle

  • Gefühl, egoistisch zu sein, wenn man Nein sagt
  • Angst, andere zu enttäuschen oder im Stich zu lassen

Konfliktvermeidung

  • Wunsch, Auseinandersetzungen und Streit zu vermeiden
  • Angst vor negativen Reaktionen

Angst vor Konsequenzen

  • Befürchtung, dass ein Nein negative berufliche oder soziale Folgen haben könnte
  • Sorge, dass das Verweigern von Hilfe zukünftige Unterstützung beeinträchtigen könnte

Geringes Selbstwertgefühl

  • Gefühl, nicht das Recht zu haben, Grenzen zu setzen
  • Zweifel an der eigenen Wichtigkeit und den eigenen Bedürfnissen

Übersteigertes Verantwortungsgefühl

  • Gefühl, für das Glück und Wohlergehen anderer verantwortlich zu sein
  • Überzeugung, dass man für alles und jeden zuständig ist

Kulturelle oder familiäre Prägung

  • Erziehung oder gesellschaftliche Normen, die Gehorsam und Gefälligkeit betonen
  • Traditionelle Rollenbilder, die Selbstaufopferung fordern

3. Vorbereitung auf die Situation

  • Formulieren Sie ein klares Nein für die Situation.
  • Notieren Sie sich den genauen Wortlaut, den Sie verwenden möchten.

Die folgenden Aussagen können Sie zu eigenen Formulierungen inspirieren.

Kurz und knapp

  • „Leider muss ich Nein sagen.“
  • „Das geht für mich leider nicht.“

Direkt und höflich

  • „Vielen Dank für die Einladung, aber ich komme in Zeitnot, wenn ich sie annehme.“
  • „Das klingt interessant, aber ich muss ablehnen.“
  • „Ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen, aber dabei kann ich Ihnen leider nicht helfen.“

Begründet und respektvoll

  • „Ich würde gerne helfen, aber ich habe gerade zu viele Verpflichtungen.“
  • „Ich verstehe Ihre Situation, aber ich bin momentan nicht in der Lage, das zu übernehmen.“

Verweis auf andere Prioritäten

  • „Ich würde das gerne machen, aber ich habe andere Prioritäten, die ich zuerst erledigen muss.“
  • „Ich habe momentan wichtige Verpflichtungen, daher muss ich Nein sagen.“

Zeitlich begrenzte Ablehnung

  • „Ich kann das leider nicht übernehmen, aber vielleicht ein anderes Mal.“
  • „Jetzt passt es nicht, aber ich bin später verfügbar.“

4. Visualisierung

  • Schließen Sie Ihre Augen und stellen Sie sich die Situation vor, in der Sie Ihr Nein aussprechen.
  • Visualisieren Sie die Reaktionen der anderen Person und wie Sie ruhig und standhaft bei Ihrer Entscheidung bleiben.
  • Wiederholen Sie diese Visualisierung mehrmals, um sich mental darauf vorzubereiten.

5. Anwendung

  • Setzen Sie sich das Ziel, bei der nächsten passenden Gelegenheit Ihr vorbereitetes Nein zu verwenden.
  • Notieren Sie sich danach, wie es Ihnen gelungen ist, welche Reaktionen folgte und wie Sie sich dabei gefühlt haben.

Nein-Sagen will geübt sein

Wann haben Sie das letzte Mal Nein gesagt? Vielleicht ergibt sich heute eine gute Gelegenheit, mal Nein zu sagen, wenn Ihnen etwas nicht guttun würde.